Dressur – In den letzten Tagen ging die Nachricht des Nationenwechsel von Sandra Nuxoll wie ein Lauffeuer durch die sozialen Medien. Die gebürtige Vorarlbergerin lebt bereits seit Jahren in Deutschland, bildet dort höchst erfolgreich Grand Prix-Pferde aus und möchte ab sofort für das Land, in welchem sie wohnt, starten. Warum? Und was sagt der OEPS dazu?
Auslöser für das mittlerweile heiß diskutierte Thema war das CDI Verden: Sandra Nuxoll erhielt vom österreichischen Pferdesportverband keine Startberechtigung, da sie für 2021 kein Sichtungsergebnis, welches für internationale Starts erforderlich ist, aufweisen kann. Daraufhin beschloss die gebürtige Vorarlbergerin, ihr aktuelles Heimatland auch offiziell als Ihres anzunehmen und in Zukunft für Deutschland zu starten. Gegenüber Eurodressage betonte sie, dass schließlich all ihre erfolgreichen Pferde eher “Made in Germany” sind und sie sich zuhause sehr wohl fühle, auch oder besonders im deutschen Reitsport.
Jetzt fragen sich einige österreichische Dressurfans: hätte man so eine erfolgreiche Reiterin nicht halten sollen? Hätte man die Regeln ändern sollen, um ihr ein Starten für Österreich zu ermöglichen? Die 51-jährige Grand Prix-Reiterin bewies doch bereits zigfach ihr Können, wie zum Beispiel erst Ende Februar als sie einen nationalen Grand Prix mit knapp 75% gewinnen konnte…
Doch der OEPS sagt “Nein” und verweist auf den Grundsatz: Es gibt eine klare Regel für die Vergabe von internationalen Starterlaubnissen und dazu keine Ausnahmen. Aus Sicht des OEPS im Sinne des Gleichheitsprinzips auch wieder verständlich. Wo beginnt man Regeln aufzuweichen und wo ist die Grenze? Bisher hätten sich alle österreichischen Olympiateilnehmer daran gehalten, auch wenn die oder derjenige außerhalb Österreichs wohnhaft sei. In einer Erklärung gegenüber EQWO.net garantiert Generalsekretär Dietrich Sifkovits, dass “in unserem Verband alle 48.000 Mitglieder zu gleichen Teilen behandelt werden und niemand bevorzugt oder benachteiligt wird”, weiters verweist er auf die Wichtigkeit von Spielgregeln, Werte und Normen.
Allerdings sind in den Sichtungskriterien auch folgende Ausnahmen festgehalten: “In begründeten Fällen ist es dem Dressurreferat und dem Sportdirektor vorbehalten, Entsendungen zu internationalen Turnieren und/oder eine Kaderaufnahme auch dann vorzunehmen, wenn die entsprechenden Kriterien nicht erfüllt wurden, dies aber im Interesse des Referats liegt, oder diese auch in begründeten Fällen zu widerrufen, obwohl die Kriterien erfüllt wurden.”
Noch mehr Brennstoff kam in die Sache, als Sandra Nuxoll gerade am vergangenen Wochenende (7.-9.Mai 2021) die größten Erfolge ihrer bisherigen Karriere feiern konnte: Mit den selbst ausgebildeten Pferde Bonheur de La Vie und Hanami OLD holte sie in Redefin (GER) bei einem nationalen Turnier zwei Doppelsiege und scorte im Grand Prix Special sogar über 81%!
Quelle: Facebook / Sandra Nuxoll
Um Licht in die Causa Nuxoll zu bringen, ließ der österreichische Pferdesportverband EQWO.net das Schreiben zukommen, welches an Sandra Nuxoll nach ihrem Nichterscheinen im Februar bei der Sichtung im Magna Racino geschickt wurde: Eine Einladung zu der Sichtung am Wochenende von 13. bis 16. Mai 2021 in Stadl Paura (OÖ). “Wir sind der Hoffnung, dass Frau Nuxoll dies wahrnehmen wird.”, betonte der OEPS-Generalsekretär, denn: Von einem geplanten Nationenwechsel hätte der Verband erst durch die Anfrage von EQWO.net erfahren (Anm. der Red.: Diese wurde bereits vor der Berichterstattung von Eurodressage gestellt). “Wir schätzen die Erfolge von Frau Nuxoll und wünschen Ihr und Ihrem Pferdepartner weiterhin viel Erfolg.”, so Dietrich Sifkovits.
Nun, die Hoffnung, dass Sandra Nuxoll in Stadl Paura an den Start gehen wird, scheint ob der bestehenden Tatsachen unerfüllt zu bleiben. Sandra Nuxoll bestätigte im Gespräch mit EQWO.net, dass sie weder für das CDN-A* genannt hätte, noch vorhat spontan anzureisen: “Bis ich meinen deutschen Pass bekomme, werde ich auf nationalen (Anmk: deutschen) Turnieren starten, um dort Routine und Erfahrung zu bekommen. Damit wir dann für unseren ersten internationalen Start gut vorbereitet sind!“. Die Entscheidung sei gefallen, außerdem wäre es keinerlei Absicht der Vorarlbergerin gewesen, mit ihrem Wechsel eine derart große Welle zu schlagen.
Unsere Meinung
Wir finden den Nationenwechsel natürlich sehr schade, können aber die Gründe und Umstände nachvollziehen. Ein Andenken für eine Änderung der österreichischen Sichtungskritierien bzw. das in Anspruch nehmen der bestehenden Ausnahmeregelung wäre allerdings sicherlich empfehlenswert, um mit solche Situationen in Zukunft flexibler umgehen zu können. Immerhin benötigen wir für das Sichtbar-Machen und die Aufmerksamkeit von Sponsoren für unseren Sport erfolgreiche Reiter und Pferde.
Wir wünschen Sandra Nuxoll weiterhin viel Erfolg und werden uns weiterhin an den schönen Runden erfreuen!
Weiterführende Links:
>> Sichtungs- und Kaderkriterien Dressur 2021.
>> “Sandra Nuxoll und Bonheur de La Vie gewinnen Einlaufprüfung des Louisdor-Preis!”, 20.12.2020
>> “Österreichischer Louisdor-Preis-Sieg: Bonheur de La Vie und Sandra Nuxoll”, 21.12.2020
>> Sandra Nuxoll Facebook
>> Sandra Nuxoll Instagram
Dieser Text wurde von EQUESTRIAN WORLDWIDE – EQWO.net verfasst. Das Kopieren des Text- und Bildmaterials ist nicht gestattet.