JS – Es sind Geschichten wie diese, die unseren Sport zu etwas ganz besonderem machen. Beim letzten Auftritt von Ludger Beerbaum im Team der Deutschen Mannschaft holten er und seine Teamkollegen Christian Ahlmann, Marcus Ehning und Janne Friederike Meyer heute in Barcelona den Titel in der Furusiyya FEI Nations Cup™ Jumping Serie 2016. Vor einem mehr als nur ausverkauften Stadion im Real Club de Polo de Barcelona konnte man Springsport vom Allerfeinsten genießen und Momente miterleben, die in die Geschichte eingehen werden.
8 Teams, 32 Reiter, 1 Ziel
Die Niederlande, Irland, die Schweiz, Großbritannien, Italien, Deutschland, die USA und Titelverteidiger Belgien starteten den Kampf um den Titel um 21 Uhr. Die erste Nullrunde ließ nicht lange auf sich warten, denn Romain Duguet (SUI) und seine Kannan-Tochter Querida de Treho lieferten als drittes Paar eine blitzsaubere Vorstellung ab. Olympiasieger Nick Skelton und Big Star legten für das Team Großbritannien nach, genau wie Christian Ahlmann und Taloubet Z für Deutschland. Reiter für Reiter fieberten die rund 4.500 Zuseher mit. Nullrunden wurden gefeiert als gäbe es kein Morgen mehr, Abwürfe mit tröstendem Applaus ein wenig erträglicher gemacht.
Besonders häufig kam es auch heute wieder in der dreifachen Kombination in der Schlusslinie (12 a – b – c) zu Fehlern. Insgesamt 13 mal rollte eine Stange dort aus den Auflagen. Auch die Folge vom offenen Wassergraben (Hindernis 4) auf den luftigen Real Club de Polo Steilsprung (Hindernis 5) mit einer weißen Planke als oberstes Element war fehleranfällig. Nachdem die ersten drei Reiter aller Teams durch waren stand fest: nur noch Deutschland und Großbritannien können das Finale ohne Strafpunkte beenden und möglicherweise um den Sieg stechen. Scott Brash und Ursula XII erledigten den „Nuller“ für Großbritannien. Für Deutschland war es einmal mehr Ludger Beerbaum auf Casello, der die Kohlen aus dem Feuer holte. Wie schon bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro blieb der Routinier cool und lieferte am Punkt genau das ab, was von ihm erwartet wurde – und das bei seinem letzten Auftritt im Deutschen Team.
Olympiasieger gegen Olympia-Pechvogel
Ins Stechen entsandten aber beide Nationen jemand anderen als ihre Schlussreiter. Für Großbritannien ging – wie könnte es anders sein – Olympiasieger Nick Skelton auf Big Star in die Entscheidung. Das geniale Duo blieb locker null, die Uhr stoppte bei 41,57 Sekunden. Das war schnell. Aber, auch schnell genug? Marcus Ehning, der in Rio aufgrund einer Verletzung seines Pferdes in letzter Minute aus dem Team genommen werden musste, und Pret a Tout wurden für Deutschland in die Bahn geschickt. Ehning hatte im Umlauf einen ärgerlichen Fehler. Doch der war nach genau 39,80 Sekunden so was von vergessen! In dieser Zeit absolvierte der Stilist mit seinem Fuchs das Stechen, streckte triumphierend die Faust empor und sicherte den Sieg im Furusiyya FEI Nations Cup Jumping Final 2016 für sein Team. „Das war eine starke Leistung. Die Wendung auf Sprung zehn im Stechen war phänomenal und sie haben es sich verdient“, so Course Desinger Santiago Varela.
Emotionale Pressekonferenz
Applaus gab es auch im Presseoffice, als die Helden des heutigen Tages in Richtung des Podiums zur Pressekonferenz schritten. Die Stimmung war feierlich, gleichzeitig aber auch sehr emotional. Nach kurzen Dankesworten vom Präsidenten des CSIO Barcelona, Emilio Zegri Boada, FEI Präsident Ingmar de Vos und dem zufriedenen Resümee von Course Designer Santiago Varela, kam die deutsche Equipe zu Wort.
Otto Becker, Chef d’Equipe der Deutschen, gratulierte Santiago Varela zum gelungenen Parcours und richtete seinen Dank an Furusiyya und die Veranstalter, die den Platz nach dem Unwetter von gestern heute wieder in Topzustand brachten. Danach sprach er mit Stolz über sein Team: „Was alle fünf Reiter in unserer Mannschaft in diesen Runden geleistet haben, war spitzenmäßig. Ich bin so stolz auf das Team und sehr glücklich mit ihren Ritten. Vor allem Ludger, der bei seinem letzten Nations Cup unbedingt null für uns sein musste, und Marcus, der im Stechen gegen den Olympiasieger ran musste, haben perfekt abgeliefert.“
Marcus Ehning, Reiter Team Deutschland antwortete auf die Frage, ob er sich Nick Skeltons Runde ansehen konnte oder ob er seinen Plan zuvor schon fixiert hatte mit einem Augenzwinkern: „Ich habe ihn gesehen, aber ich wusste davor schon, dass ich schneller als er bin. Spaß beiseite, es war schon ein großer Druck. Ich wollte diesen Sieg aber unbedingt, auch für Ludger weil es sein letzter Nations Cup war. Ich bin stolz, dass es geklappt hat.“
Janne Friederike Meyer, Reiterin Team Deutschland: „Goja war heute wieder super. Ich bin so stolz und dankbar Teil dieses Teams zu sein. Ich erinnere mich noch an meinen ersten Nations Cup mit Ludger in Rotterdam. Es war so unglaublich damals. Heute bin ich aber auch für Daniel [Deusser] geritten, dessen Pferd sich ja verletzt hat. Ich wusste, er hätte locker null ein können und wollte ihm gerecht werden. Heute war ein besonderer Tag. Als Ludger einritt, haben wir alle mitgelebt, sind mitgesprungen – und dann war er null. Es war ein besonderer Moment. Marcus ritt dann auch noch eine geniale Runde. Ich bin einfach nur dankbar und stolz.“
Christian Ahlmann, Reiter Team Deutschland: „Meine Nullrunde war ein guter Start, aber es war ein super Tag für uns alle. Vom ersten Moment bis zum Stechen von Marcus. Es war perfekt, vor allem für uns.“
Daniel Deusser, Reiter Team Deutschland: „Dieses Wochenende haben wir wirklich fünf Leute gebraucht um zu Siegen. Ich muss jetzt auch nochmal Ludgers Name erwähnen. In den letzten Wochen haben wir uns auf diesen Moment vorbereitet, auch in Rio schon. Dort holten wir Bronze, zu den Titeln hat uns aber immer das letzte Bisschen Glück gefehlt. Auch an diesem Wochenende, als mein Pferd sich verletzt hat, war das ein Dämpfer für das Team. Dass es jetzt zu einem Happy Ending für uns alle gekommen ist und wir Ludgers letzten Nations Cup gewinnen konnten, ist nicht zu toppen!“
Ludger Beerbaum zeigte sich bei der Pressekonferenz ergriffen. Teilweise schienen ihm einfach die Worte zu fehlen, um seine Gefühle zum Ausdruck zu bringen, seine Emotionen hatten aber gar keine Worte nötig: „Als ich bei der Siegerehrung am Podium stand dachte ich mir: „Das wars jetzte wirklich“. Aber was soll ich noch sagen? Meine Teamkollegen und alle Anwesenden hier haben ja schon alles gesagt. Wie sie ihre Gedanken, Gefühle und Emotionen über heute, die letzten Wochen und Monate, Glück, Pech, Teamspirit, gemeinsames Siegen und Verlieren geäußert haben stimmt mich sehr glücklich. Ich glaube, sie meinen das auch wirklich so. Sie haben für mich gekämpft und es ist schön, diesen Rückhalt und Respekt zu haben. Es hätte heute nich schöner Enden können.“
Endergebnis Furusiyya FEI Nations Cup™ Jumping 2016
1. Deutschland (0)
Taloubet Z – Ahlmann Christian (0)
Pret A Tout – Ehning Marcus (4) & 0/39,80 i.St.
Goja – Meyer Janne Friederike (0)
Casello – Beerbaum Ludger (0)
2. Großbritannien (0)
Big Star – Skelton Nick (0) & 0/41,57 i.St.
Viking – Whitaker Michael (0)
Spirit T – Mendoza Jessica (8)
Ursula XIII – Brash Scott (0)
3. USA (4)
Ohlala – Hough Lauren (4)
Capital Colnardo – Coulter Audrey (8)
Super Sox – Keenan Lilly (0)
Zeremonie – Kraut Laura (0)
4. Italien (5)
Casallo Z – Bucci Piergiorgio (8)
Ensor de Litrange LXII – De Luca Lorenzo (0)
Antonio – Govoni Gianni (1)
Tower Mouche – Chimirri Bruno (4)
5. Irland (5)
Golden Hawk – Breen Shane (8)
Go Easy de Muze – Kenny Darragh (0)
All Star 5 – Lynch Denis (1)
MHS Going Global – Broderick Greg (4)
6. Schweiz
Quorida de Treho – Duguet Romain (0)
Corbinian – Guerdat Steve (8)
Lord Pepsi – Estermann Paul (1)
Clooney 51 – Fuchs Martin (4)
7. Belgien (16)
Bisquet Balou C – Philippaerts Nicola (4)
Cas de Liberte – Bruynseels Niels (8)
Grand Cru van de Rozenberg – Guery Jerome (8)
Coree – Wathelet Gregory (4)
8. Niederlande (20)
Emerald N.O.P. – Smolders Harrie (9)
VDL Groep Arera C – Van der Vleuten Maikel (8)
Carusso LS La Silla – Dubbeldam Jeroen (4)
GLOCK’s London N.O.P. – Schröder Gerco (8)
Ergebnislink
Was, wann, wo? Infos zum Furusiyya FEI Nations Cup™ Finale | CSIO Barcelona
MITTWOCH, 21.09.2016
12:30 Uhr – Vet Check
16:00 Uhr – Training in der Arena
18:00 Uhr – Startnummernauslosung
18:30 Uhr – Chefs d’Equipe Meeting
19:30 Uhr – Training in der Arena bei Flutlicht
DONNERSTAG, 22.09.2016
11:00 Uhr – Competition 1 – Opening
16:00 Uhr – Competition 2 – 1st Round Furusiyya FEI Nations Cup™ Jumping Final
FREITAG, 23.09.2016
14:30 Uhr – Competition 3
21:00 Uhr – Competition 4 – 2nd Round Furusiyya FEI Nations Cup™ Jumping Final – Longines Challenge Cup („Kleines Finale“) – gecancelt
SAMSTAG, 24.09.2016
12:00 Uhr – Competition 5
14:30 Uhr – Competition 6 – Queen’s Cup
21:00 Uhr – FINALE Furusiyya FEI Nations Cup™ Jumping Final
SONNTAG, 25.09.2016
11:30 Uhr – Competition 8 – gecancelt
11.30 Uhr – 2nd Round Furusiyya FEI Nations Cup™ Jumping Final – Longines Challenge Cup („Kleines Finale“) – Ersatztermin
15:00 Uhr – Competition 9 – Longines Cup of the City of Barcelona
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