Von New York in eine irische Kleinstadt – „Die Legende der weißen Pferde“ erzählt ein modernes Märchen
Die zwölfjährige Mickey (Lucy Morton) liebt Pferde über alles und selbst ein Reitunfall, bei dem sie sich das Bein bricht, kann diese Liebe nicht trüben. Was sie allerdings betrübt ist die Tatsache, dass sie mit ihrer Mutter (Thekla Reuten) und ihrem Bruder Danny von New York nach Irland umziehen muss. Zum einen kann die Mutter in New York die Miete nicht mehr zahlen und zum anderen hat sie, wie es der Zufall so will, eine verfallene Mühle in dem irischen Städtchen Longwood geerbt. Hier existiert die Legende vom schwarzen Ritter, der immer dann auftaucht, wenn etwas schlimmes passieren wird. Keine weiß das besser als Lady Thyrza (Miriam Margolyes), die auf ihrem Schloss sieben weiße edle Pferde hält. Der Sage nach sind es die sieben Kinder, die der König von Longwood vor 300 Jahren in einer Feuersbrunst verlor. Seit dem spukt es im Wald. Mickey ist dem Ritter bereits begegnet und Lady Thyrza glaubt ihr.
Als Mickey die alte Dame wieder besuchen will, öffnet ihr Caitlin (Fiona Glascott) die Tür. Die alte Lady ist urplötzlich verstorben. Die durchtriebene Caitlin, deren Vorfahren in dem Schloss die Böden schrubbten, hat einen dicken Fisch an der Angel, nämlich den Neffen und einzigen Erben des Schlosses, den sie schnellstmöglich ehelichen will. Doch so ganz einfach wird ihr Vorhaben gemeinsam mit dem Bürgermeister, das Land an sich zu reißen dann doch nicht. Denn im Testament steht geschrieben, dass die sieben weißen Pferde ihr Zuhause behalten und der Besitz nicht veräußert werden darf, so lange die Pferde leben.
So weit, so gut. Der Film verliert ab dieser Stelle seine Klarheit und wird ein wenig verworren. Silver, der wunderschöne Schimmel, mit dem Mickey sich sofort anfreundet, führt sie an die Stelle der sieben Steine, die stellvertretend für die sieben Kinder des Ritters stehen. Und dann gibt es noch das Buch der alten Lady, das Mickey unbedingt finden soll.
Auf der einen Seite bietet „Die Legende der weißen Pferde“ einen spannenden Stoff, der sich jedoch im Laufe der Handlung verselbstständigt und dabei viele Fragen offen lässt.
Regisseurin Lisa Mulcahy, die zusammen mit Gwen Eckhaus und Nadadja Kemper das Drehbuch für die irisch-niederländisch-deutsche Koproduktion schrieb, gelingt es nicht, einen in sich geschlossenen Fantasy-Film zu präsentieren. Da wäre die Frage, was das alte Amulett ihres irischstämmigen Vaters, der auf einer Expedition in Ägypten verschwand, mit Longwood zu tun hat. Ebenfalls ungeklärt bleibt, warum ihre Mutter diese Mühle in Irland geerbt hat.
Auf der anderen Seite freut es einen natürlich, dass sich jemand an einen Pferdefilm für Kinder heranwagt.
„Die Legende der weißen Pferde“ startet am 24. September 2015 in den deutschen Kinos und wird sicher seine Anhänger finden.
Text © Nadja N. Naumann für EQUESTRIAN WORLDWIDE – EQWO.net