Pferdesport – Was für ein Desaster für den Veranstalter und die Pferdesportler! Auch das Longines CHI Classics in Basel (SUI) muss aufgrund neuer Corona-Maßnahmen in der Schweiz kurzfristig abgesagt werden, der Veranstaltung wurde kurzfristig die Bewilligung entzogen. Damit scheint auch die kommende (Hallen-)Saison 2022 völlig unsicher. Was die Absage dieses scheinbar so sicheren Events für Organisationsteams anderer Veranstaltungen und die Reiter:innen bedeutet, kann man sich nur grob ausmalen.
Die Covid-19 Pandemie begleitet den internationalen Pferdesport nun schon beinahe zwei Jahre und hat dabei mehrere Turnierveranstalter in Europa zur Absage gezwungen. Einige Events konnten bereits zum zweiten Mal nicht durchgeführt werden. Viele Reitsportbegeisterte erhofften sich nun, dass die Hallensaison 2021/22 wieder etwas Normalität und Konstanz ins Pferdeleben bringen würde.
Und es machte am Anfang auch so seinen Anschein. Geradezu süchtig war man in Europa wieder die Spitzenreiter:innen in den Reitsportarenen zu sehen, begeistert wurden die ersten Weltcup-Sieger in Göteborg, Verena oder La Coruna bejubelt und man sah einer geordneten Hallensaison entgegen. Doch schon nach dem Rolex Highlight in Genf begann sich das Blatt zu wenden. Die ersten Absagen flatterten wieder ins Haus und auch das Traditionsturnier in London war bereits seitens der Aktiven, trotz neuem Look, nur spärlich besucht. In Frankfurt musste man spontan absagen und erneut auf eine geschmälerte Version auf den Schafhof der Familie Linsenhoff-Rath ausweichen, ebenso wie beim Neujahrsturnier im belgischen Mechelen.
Letzter Lichtblick Basel mit genialem Starterfeld
Doch einen Lichtblick gab es für die internationale Pferdesportfamilie noch in Europa. Der Longines CSI Basel war für viele der Fels in der Brandung. Das absolute Ausnahmeturnier in Basel hätte das Maß der Dinge werden sollen. Wenn es ein Veranstalter organisatorisch und finanziell schafft der wieder aufkeimenden Pandemie zu trotzen, dann das Team des Multi-Unternehmers Thomas Straumann.
Unentwegt wurden über die Social-Media-Kanäle die neuesten Entwicklungen rund um den Longines CSI Basel publiziert. Vom Boxenaufbau bereits Mitte November bis hin zur Installation der Abreitezelte samt Tretschicht in den letzten Tagen.
Auch die Top-News rund um das neue CDI Basel, das in den kommenden Wochen erstmalig in Szene gesetzt werden sollte, prägten die medialen Reitsportkanäle. Keiner glaubte daran, dass hier im präzisen Schweizer Uhrwerk noch was falsch laufen sollte. Die Vorfreude auf den ersten Top-Event des Jahres 2022 wurde von Tag zu Tag größer, das Teilnehmer:innenfeld schien mit dem gesamten deutschen Gold-Team in der Dressur und den weltbesten Springreiter:innen perfekt zu werden.
Veranstalter von Maßnahmen überrascht – Zukunft ungewiss
Und plötzlich heute der absolute Super-Gau, die Absage des Logines CSI Basel 2022. Zum zweiten in Folge bereits aufgrund der neuen Covid 19 Verordnungen. “Es traf uns wie der Blitz und keiner von unserem Team wusste zuerst wie uns geschah!”, fasst Turnierdirektor Andy Kistler die Entscheidung der Kantonsregierung Basel-Land in Worte:
“Wir waren uns schon im Klaren, dass gerade der Kanton Basel-Land ein Vorreiter in der Pandemiebekämpfung in Schweiz ist. Auch hatten wir die Entwicklung der neuen Welle immer genau im Auge, aber dass die Erlässe aus dem Monat November jetzt kurz vor Jahresende revidiert werden, dachte sich von uns niemand. Aber die neue Einschätzung der Pandemie-Entwicklung der Kantonsregierung Basel-Land für die nächsten Wochen und Monate ließen den Longines CSI Basel kippen. Wir hatten jedoch noch die Alternative den Event ohne Zuschauer in Szene zu setzen, aber dieser Idee konnte Turnierinitiator Thomas Straumann nichts abgewinnen. Somit war der Longines CSI Basel 2022 bereits im Jahr 2021 Geschichte. Was diese Absage mit all seinen finanziellen Verlusten und der zweiten Absage in Folge für die Zukunft des Longines CSI Basel bedeutet, muss in den nächsten Monaten im Kreise des OC genauestens erläutert werden. Erst dann kann man über eine etwaige Fortführung jenes Events vielleicht sprechen”, erläuterte Andy Kistler die heutigen Geschehnisse.
Wie wird die Saison 2022 aussehen?
Nach Amsterdam nun bereits der zweite internationale Top-Event mit Basel in Europa für das Frühjahr 2023. Wie wird es mit anderen Turnieren weitergehen? Ist der FEI-World-Cup wieder gefährdet? Fragen über Fragen schwirren augenblicklich in vielen Köpfen. Wird sich der Reitsport in den nächsten Monaten ausschliesslich in den arabischen Raum oder nach Wellington in Florida verschieben? Wie steht es mit den beliebten und fast schon ausgebuchten Frühjahrsserien in Spanien und Portugal? Neuesten Berichten zu Folge erwartet gerade die iberische Halbinsel in den nächsten Wochen die nächsten Covid-19 Welle.
Folgen der Pandemie für den Reitsport in Europa
Welche fatalen Auswirkungen die Covid-19 Pandemie für den zukünftigen Reitsport in Europa haben wird ist bislang nicht abzuschätzen, da augenblicklich niemand so richtig mit einer Stabilisierung rechnet. Aber auch die Vorarbeiten für die Turnierveranstalter, welche jährlich ein Millionenbudget zu stemmen haben, gestalten sich zunehmend schwieriger. Gerade die Finanzierung ist der Hasenfuß an der ganzen Sache. Zum einen steigen die infrastukturellen Kosten von Jahr zu Jahr, zum anderen entfernen sich langjährige und treue Sponsoren aufgrund der mehrmaligen Absagen dieser Werbeevents zunehmends vom Sport. Die Planungsunsicherheit bringt die Veranstalterszene in Europa ins Wanken, da auch nicht mit Einnahmen aus dem Zuschauer- oder Messebereich kalkuliert werden kann.
Wie stark ist die europäische Turniersportszene wirklich um wieder in die Normalität zurückkehren zu können im altgewohnten Glanz und Glamour? Es wird sich in den nächsten Monaten zeigen und es wäre der internationalen Reitsportfamilie zu wünschen, dass Veranstalter, Sportler, öffentliche Stellen und Sponsoren eng zusammenstehen und die Segel für die Hallensaison 2022/23 setzen oder setzen können.
Weiterführende Links:
>> LONGINES CHI Classics Basel
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